Wusstest du, dass die meisten Websites für mehrere Millionen Menschen nicht, oder nur schwer zugänglich sind? Und das liegt nicht an finanziellen Mitteln, der technischen Ausstattung oder dem Internetanbieter.
Es handelt sich um Menschen mit einer leichten bis schweren Behinderung, für die es nicht so einfach möglich ist, Websites und die darauf enthaltenden Informationen zu nutzen. Häufig liegt es daran, dass die Schriftgröße zu klein ist, der Text zu unverständlich verfasst ist, und/oder der Kontrast nicht verstellbar ist.
All diese Funktionen können mit einfachen Mitteln in eine Website eingefügt werden und damit auch viel mehr Menschen erreichen.
Aber welche Rolle spielt Barrierefreiheit bei SEO und wie kann Barrierefreiheit dir beim Ranken deiner Webseiten helfen?
Genau das werden wir in diesem Artikel beantworten.
Fangen wir ganz am Anfang an.
Was ist Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit für SEO und im Internet bezeichnet, inwiefern eine Website für Menschen mit Einschränkungen nutzbar ist.
Den Schwerpunkt bilden dabei:
- Hören
- Sehen
- Navigieren
- Verarbeiten von Informationen
Das mag sich erst einmal recht weit hergeholt anhören, aber wie bereits angedeutet sind davon alleine in Deutschland Millionen, genauer gesagt rund 7,9 Millionen Menschen betroffen.
Diese Anzahl von Menschen hat eine anerkannte schwere Behinderung.
Und in der Zahl sind noch nicht Menschen mit einer leichteren Sehschwäche, einer Konzentrationsstörung, oder einer Farbsehschwäche eingerechnet. Daher liegt es nah, dass die Barrierefreiheit bei SEO und für das Ranking eine wichtige Rolle spielt.
Wie unterscheidet sich Barrierefreiheit von den Begriffen „barrierearm“ oder „behindertengerecht“?
Barrierefreiheit bei SEO und im Netz beschreibt die Zugangsmöglichkeiten zu Webseiten und den Informationen darauf. Seit dem 23.09.2020 sollten laut der EU-Richtline EN 301 549 alle Webseiten öffentlicher Stellen barrierefrei sein.
Bei Worten wie „barrierearm“, oder „behindertengerecht“, die nicht nur im Zusammenhang mit Internetseiten, sondern zum Beispiel auch mit Immobilien häufig verwendet werden, handelt es sich eher um Begriffe aus dem Marketing.
Damit wird beschrieben, dass die Bestimmungen zur Barrierefreiheit in meist sehr kleinen Teilen umgesetzt wurden. Am Ende hat das häufig wenig mit Barrierefreiheit zu tun und bezieht sich zum Beispiel darauf, dass die entsprechende Webseite über einen Nachtmodus verfügt.
Was ist der Unterschied zwischen Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit?
Benutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit für SEO werden häufig synonym verwendet.
Das ist aber nicht richtig, da hier zwei unterschiedliche Dinge gemeint sind.
Die Barrierefreiheit zielt darauf ab, Nutzern die eine Einschränkung körperlicher oder geistiger Natur haben, den Zugang zu einem Webinhalt zu erleichtern.
Und genau das kann man mithilfe von Tools, Widgets, sowie grundsätzlicher Struktur umsetzen.
Unter Benutzerfreundlichkeit versteht man, wie gebrauchstauglich die Webseite für die große Allgemeinheit ist. Häufig geht es um die intuitive Nutzung. Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass in Kulturen, wo von rechts nach links gelesen wird, das Menu oben rechts zu finden ist. Auch das die Symbole für Social-Media-Verlinkungen immer gleich sind, oder dass ein Körbchen-Symbol für den Warenkorb einen Wiedererkennungswert hat.
Benutzerfreundlichkeit ist also auf den Standardnutzer ausgerichtet, der keine Einschränkungen hat.
Das Ziel ist es Abläufe einfacher, intuitiver und schneller für ihn zu gestalteten. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Nutzer, ist aber klar von Barrierefreiheit bei SEO abzugrenzen.
Das Ziel der Barrierefreiheit ist es Menschen einen Zugang zu Webinhalten zu ermöglichen, den sie vorher nicht hatten, aufgrund von ihren Einschränkungen.
Hierfür bedarf es mehr als einer hastig eingebauten Funktion, um die Schriftgröße zu ändern.
Welche Vorteile haben barrierefreie Websites?
Die Barrierefreiheit einer Website hat dadurch, dass sie eine einfache Nutzung erlauben soll auch eine positive Auswirkung auf die grundsätzliche Benutzerfreundlichkeit der Seite.
Die Zufriedenheit der User wird auch bei der Bewertung einer Seite durch Google immer wichtiger und ist deswegen auch ausschlaggebend für das Ranking.
So ist beispielsweise ein Bildschirm mit starkem Kontrast im hellen Sonnenlicht besser zu lesen.
Die vorhin angesprochenen „einfachen Inhalte“ müssen nicht zwangsweise weniger Substanz bedeuten.
Einfache Texte sind allgemein wertvoll, weil sie von mehr Menschen, wie Nichtmuttersprachlern, oder Menschen mit einer Konzentrationsschwäche besser verstanden werden können und erzielen damit auch eine bessere Reichweite und weniger hohe Absprungraten.
Zudem vermeiden sie Pogo-Sticking, da der Nutzer leichter erkennt, wonach er sucht. Unter anderem helfen einfache Texte aber auch den Crawlern von Google, um Inhalte der Webseite zu entschlüsseln und diese somit zutreffender einzuordnen. Und das sind noch nicht alle Vorteile, die auf die Barrierefreiheit zurückführen können.
Seit der Einführung des Hummingbird-Algorithmus im Jahr 2013 entwickelt sich die Suchmaschinenoptimierung bei Google in eine neue Richtung. Der Fokus liegt nicht mehr auf der reinen Anzahl der Keywords, um eine Webseite als relevant einzustufen, sondern auf dem Inhalt und wie Nutzer damit interagieren.
Es geht seit Jahren viel mehr in die Richtung, dass die Benutzerzufriedenheit einer Webseite ein höheres Gewicht haben soll. Diese Entwicklung zeichnet sich in der Umsetzung schon länger auf amerikanischen Webseiten ab.
Dazu führen Techniken, die die Barrierefreiheit unterstützen und grundsätzlich die Nutzung von natürlicheren Texten. Hinzu kommt, dass die Zufriedenheit der User mit dem Inhalt einer Webseite auch noch andere positive Effekte hat. Denn je höher die Kundenzufriedenheit, umso höher die Conversion Rate und desto geringer die Absprungraten.
Jetzt kommt aber der größte Vorteil einer barrierefreien Website.
Wer mehr Menschen den Zugang zu seiner Website ermöglicht, hat auch die Möglichkeit eine höhere Reichweite zu generieren. Alleine in Deutschland reden wir in diesem Zusammenhang von 7,5 Millionen Menschen. Eine vernünftige Umstellung auf eine barrierefreie Website macht also durchaus Sinn, da es sich um einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung handelt.
Und lass uns die Menschen mit einer leichten Sehschwäche und Konzentrationsstörungen wieder nicht vergessen, denn diese Zahl ist nochmal um einiges größer.
Die einfachsten Schritte, um eine Website barrierefrei zu machen
1. Klare Struktur und Navigation
Eine klar strukturierte Website bietet nicht nur Vorteile für die Barrierefreiheit und SEO. Sie bietet auch jedem Nutzer die Möglichkeit sich besser auf der Seite zurecht zu finden, wovon jeder profitiert.
Die Grundregel lautet, dass ein Nutzer in maximal 2-3 Klicks zur gewünschten Seite kommen sollte. Eine gut durchdachte Seite mit intuitiver Nutzung erreicht immer bessere Conversion Rates und niedrigere Absprungraten.
Für Crawler und Screen-Reader ist hier neben der Navigation vor allem die Anordnung von Seitentiteln, aber auch H2 und H3 Überschriften zu beachten. Sie sollten sinnvoll in den Text eingefügt sein und auf keinen Fall leer gelassen werden. Auch Call-to-Action-Buttons und die dazugehörigen Links sollten korrekt beschriftet werden. Wenn ein Screen-Reader „klicke hier“ vorliest, hilft das dem User selten weiter, wenn der Kontext nicht stimmt.
Darüber hinaus führen eine allgemein unzureichende Beschriftung und Anordnung der einzelnen Elemente einer Website dazu, dass Crawler den Inhalt der Seite nicht richtig einordnen können und das ist ganz schlecht für das Ranking.
2. Schrift vergrößern
Dieser Tipp ist wirklich einfach und schnell umsetzbar.
Stelle sicher, dass der sichtbare Text auf deiner Seite nie unter 16 Pixel angezeigt wird. Das gilt für die Nutzung am Desktop und auf Mobilgeräten. Das ist wirklich wichtig, weil die Schriftgröße auch einen allgemeinen Einfluss hat.
Nicht nur Personen mit einer Sehschwäche werden dir danken, auch der kerngesunde User and natürlich auch Google nehmen eine gute Schriftgröße positiv wahr.
3. Bilder mit Alt-Attributen versehen
Die Algorithmen zur Entschlüsselung von Bildern werden zwar immer besser, sodass viele heute schon ohne Probleme Katzen von Hunden auf Bildern unterscheiden.
Von der Erkennung komplexer Szenarien sind wir aber weit entfernt.
Das Problem liegt vor allem darin, dass vom Algorithmus der Fokus des Bildes nicht erkannt wird. Auch kann ein Algorithmus bislang keinen Subtext in einem Bild erkennen, zum Beispiel die eigentliche Werbebotschaft.
Sitzt eine Frau mit einem gelben Pullover auf einem Stuhl ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Screen-Reader die Situation zutreffend beschreibt, gering. Soll jetzt der Pullover in dem Bild beworben werden, dann ist es fast unmöglich dies ohne einen alternativen Bildtext zu machen.
Was hat es also mit dem Alt-Attribut auf sich?
Es ermöglicht dir einen individuellen Text für jedes Bild festzulegen. Damit bestimmst du also selbst, was dem Nutzer vorgelesen wird, wenn ein Screen-Reader den Text vorliest.
Die Alt-Attribute sind aber nicht nur für Screen-Reader wichtig. Sollte ein Bild nicht geladen werden, können, oder blockiert werden, so ist an seiner Stelle mit einem Alt-Attribut nicht nur eine leere Stelle zu sehen, sondern der eingegebene Text. Ebenso ermöglicht die Bildbeschreibung den Crawlern, Bilder als Inhalt der Seite einzustufen. So werden die Bildbeschreibungen ein relevanter Teil der Suchmaschinenoptimierung.
Sollte man Tools für das Alt-Attribut der Bilder verwenden?
In Einzelfällen mag die Verwendung eines Tools zur Einbindung des Bildtextes sicher sinnvoll sein, im Allgemeinen sollte man aber aus den oben genannten Gründen davon absehen. Auch das Tool wird die Bildbeschreibung nicht ohne Hilfe nutzerfreundlich und zutreffend gestalten können. Somit bieten sie allgemein nur einen geringen Nutzen beim Ranking und sind für die Barrierefreiheit in Bezug auf SEO absolut ungeeignet.
Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Beitrag zur Bildoptimierung für SEO.
Alt-Attribute für Videos
Mit der Verbesserung der Datenverarbeitung im Internet und dessen mobiler Anwendung sind Videos zu einem immer beliebteren Medium auf Webseiten geworden.
Auch die Tatsache, dass die größte Videoplattform der Welt, YouTube, zu Google gehört, ist für die Barrierefreiheit für SEO und die Auswirkungen auf das Ranking nicht außer Acht zu lassen.
Untertitelte Videos mit einer Linkbeschreibung haben denselben Vorteil, wie beschriftete Bilder. Sie können von Screen-Readern und Crawlern gelesen und zugeordnet werden. Die Untertitel erlauben es Menschen mit einer Beeinträchtigung des Gehörs zudem, den vollen Inhalt des Videos zu konsumieren. Ohne Untertitel ist dieser nicht immer eindeutig.
Darüber hinaus werden die viele Videos heutzutage ohne Ton geschaut. Das liegt vor allem daran, dass sie mobil geschaut werden, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn.
4. Sprache
Zur Erhöhung des Rankings durch Barrierefreiheit für SEO ist die Sprache auf jeder Webseite unerlässlich.
Und damit ist nicht gemeint, dass man die Website mit einem Plugin in möglichst viele Sprachen übersetzen kann, ganz unabhängig von der eigentlichen Zielgruppe.
Sätze sollten kurz und in einfacher Sprache verfasst werden.
Auf Fremdwörter und Fachbegriffe sollte, je nach Zielgruppe, weitestgehend verzichtet werden. Je einfacher der Text verfasst wird, desto mehr User können ihn verstehen.
Dadurch erhöht sich nicht nur die generelle Reichweite. Denn nicht nur Menschen, sondern auch Crawler können den Inhalt der Texte besser einordnen.
5. Mobile Ansicht nicht vergessen
Unsere Nutzung des Internets geht von der Desktop-Variante immer mehr zur mobilen Variante über.
Dementsprechend sollte die Barrierefreiheit für SEO nicht am PC enden, sondern dort anfangen.
Auch wenn es schon so genug Arbeit ist, die Webseiten vernünftig in ihren mobilen Versionen darzustellen, so sollte auch hier die Barrierefreiheit nicht außer Acht gelassen werden.
Durch die vermehrte Nutzung von mobilen Geräten sind sie auch geschäftlich immer relevanter geworden. Es ist heute ganz normal vom Handy aus schnell die Lebensmittel zu bestellen, die man vergessen hat.
Hier einen großen Teil der Bevölkerung durch mangelnde Barrierefreiheit nicht mit einzubeziehen, zeigt die gleiche Situation wie am PC, nur das die Nutzerzahlen von mobilen Geräten stärker zunehmen.
6. Software-Tools zur Barrierefreiheit verwenden
Es ist leider so, dass eine komplette Ausrichtung auf die Barrierefreiheit ohne größeren Eingriff in den Website-Code nur sehr schwierig möglich ist.
Aber es gibt Hilfsmittel in Form von Software, die schlau entwickelt wurden, um dieses Problem zu lösen.
Für viele wirken diese Tools recht teuer, aber insbesondere für größere Firmen, Behörden und Unternehmen mit besonderer Ausrichtung auf Menschen mit Behinderungen ist dieser Weg meistens die schnellste, professionellste und auch günstigste Lösung, da man nichts selbst entwickeln muss.
Hier sind die bekanntesten Tools, um eine Website barrierefrei zu machen:
Um zu sehen, was diese Tools können, öffne einfach die Websites der Anbieter aus der Liste oben und klicke im Anschluss auf das kleine Symbol mit dem Männchen, welches in der Ecke unten rechts erscheint.
Du wirst sehen, dass sich ein Menü mit allen Funktionen öffnet, die ein User einfach anklicken kann, um besser auf der Seite zurechtzukommen.
Fazit
Die Barrierefreiheit für SEO spielt heute leider noch eher eine Nebenrolle.
Das liegt zum einen daran, dass es sich bei der Barrierefreiheit nicht um einen direkten Rankingfaktor bei Google selbst handelt.
Auf der anderen Seite denkt man an erster Stelle nicht an dieses Thema und es wird zu wenig aufgeklärt. Außerdem kommt noch hinzu, dass viele von der Idee zurückschrecken und nicht genau wissen, wie sie eine Website barrierefrei gestalten sollen.
Es reicht dabei schon für den Anfang aus, wenn man seine Website einfacher strukturiert, seine Schriftgrößen anhebt und die Sprache etwas anpasst. So muss nicht zwingend in den gesamten Website-Code eingegriffen werden und man hat sich einen Vorteil für alle Parteien erspielt – Google mit eingeschlossen.
Wer im Detail sicherstellen möchte, dass seine Website barrierefrei ist, kann entsprechende Software dafür nutzen, die sich schnell und einfach einbauen lässt.
Die Kernaussage ist aber folgende:
Menschen den Zugang zu einer Website und deren Inhalten zu erschweren, macht weder aus ökonomischer, noch aus marketingtechnischer Sicht Sinn. Es ist eine ungenutzte Chance, wenn durch Nichtbeachtung potenzielle Kunden die Seite nicht verwenden können. Und genau das spielgelt sich dann in den SEO-Ergebnissen beziehungsweise Rankings wieder.
Aus diesem Grund sollte man zumindest die Grundlagen für eine barrierefreie Website für sich nutzen.